Auf einer Feier oder Hochzeit mit einem Blitz zu fotografieren, integriert in
die Kamera oder aufgesteckt, bringt immer mal wieder Probleme mit sich: Der
Vordergrund zu hell, der Hintergrund zu dunkel, die Farben flach, die Stimmung
geht flöten. Mit einem guten Aufsteckblitz und vielleicht ein paar Hilfsmitteln
kann man natürlich auch sehr gute Bilder machen, das bedarf allerdings einiger
Erfahrung.
Meine neue Kamera hat keinen integrierten Blitz und ich hatte noch nicht die
Zeit, mich um einen guten Aufsteckblitz zu kümmern, der alte passt natürlich
nicht. Also muss ich mich momentan in der AL-Fotografie (Available Light) üben,
die mit dem vorhandenen Licht auskommen soll.
Blende 1.4, Verschlusszeit 1/100 Sekunde, ISO 6400 (Canon 5D Mark II / Canon 50mm)
Da ich mich für eine anstehende Hochzeit nochmal etwas mit
dem Thema beschäftigt habe, dachte ich mir, ich könnte einfach mal
aufschreiben, was ich bisher so gelernt habe. Vielleicht hilft es ja dem ein
oder anderen etwas weiter.
Blende – Verschlusszeit –ISO
Unser Ziel ist es, eine Innenaufnahme ohne Blitz zu machen,
die weder unterbelichtet, noch unscharf ist. Ein Foto wird unterbelichtet, wenn
zu wenig Licht auf den Sensor, bzw. den Film fällt. Sie wird unscharf, ich
meine Bewegungsunschärfe, wenn die Belichtungszeit zu lang ist und die Kamera
verwackelt oder die Bewegungen von Personen zu sehen sind. Eine dritte Sache
ist das sogenannte Rauschen im Bild, es entsteht wenn die ISO-Zahl zu hoch ist
(ISO ist ein Wert zur Lichtempfindlichkeit) und meint, dass Bilder körnig
werden und Farben ausbrechen. Wir müssen also diese drei Parameter in Einklag
bringen und auf die Umgebung abstimmen.
Technische Voraussetzungen
Die Verschlusszeit an sich, also die Zeit, in der das Licht
auf den Sensor, bzw. den Film fällt, ist kein kameraspezifisches Problem. Jede
Kamera, auch die kleinste Kompaktkamera, kann Verschlusszeiten von z.B. 1/125
oder 1/200/ Sekunden realisieren. Schwieriger wird es bei Blende und ISO.
Um auf einer Hochzeit oder einer Party ohne Blitz
fotografieren zu können, muss die Blende weit geöffnet werden, da wir so viel
wie möglich von dem wenigen vorhandenen Licht auf unserem Sensor oder Film
haben wollen. Je mehr Licht das Objektiv „durchlässt“, desto kürzer werden die
Verschlusszeiten. Wir brauchen also lichtstarke Objektive mit Blendenzahlen von
1.8 oder besser 1.4. Je nach Licht und Kamera kann vielleicht auch schon eine
Blende von 2.8 funktionieren.
Außerdem sollte die Kamera mit hohen ISO-Werten umgehen
können. ISO 200 oder 400 werden uns nicht viel weiter bringen. Die meisten
billigen Kompaktkameras schwächeln schon ab ISO 400, meine alte Sony DSLR
wollte allerdings auch nicht wirklich mehr als ISO 800 haben. Das ist kein zu
gebrauchender Wert, denn trotz einer Blendenöffnung von 1.4 muss ich manchmal
ISO-Werte von über 3000 einstellen, um ein scharfes Bild aufnehmen zu können.
Ein Bildstabilisator oder Stativ helfen leider nur bedingt
bis gar nicht, da unser Hauptproblem die sich bewegenden Personen sind. Das
kann man an diesem Beispielbild sehr gut sehen. Dank Bildstabilisator konnte
ich bei einer Blende von 4.0 und ISO 4000 zwar mit nur 1/20 Sekunden
fotografieren. Die sich bewegende Hand, die von rechts ins Bild kommt, versaut
allerdings das Bild, daran kann auch der Bildstabilisator nichts mehr ändern.
(Canon 5D Mark II / Canon 24-105mm)
Bei Motiven ohne bewegte Objekte ist ein Stativ natürlich
erste Wahl. So können wir mit niedrigerer ISO-Zahl belichten, was der
Bildqualität enorm zu Gute kommt. Ebenso muss die Blende nicht maximal geöffnet
werden, was bei vielen Objektiven auch zu einer besseren Bildqualität führt.
Blende 5.6, Verschlusszeit 30 Sekunden, ISO 400 (Sony Alpha
390 / Sony 18-55mm)
Eine Langzeitbelichtung auf einem Stativ oder sonst einer
festen Unterlage kann allerdings auch bei einer Feier sehr reizvoll sein. Dann
sollte die Verschlusszeit aber so lange sein, dass die Personen deutlich
verschwommen sind.
Auch ein körniges, verrauschtes Bild kann sehr wohl seinen Reiz haben, es passt aber nicht immer.
Auch ein körniges, verrauschtes Bild kann sehr wohl seinen Reiz haben, es passt aber nicht immer.
Kameraeinstellungen
Wenn die Kamera es zulässt sollte man im RAW Format
fotografieren, die nachträglichen Bearbeitungsmöglichkeiten sind wesentlich
höher, gerade wenn es ums Aufhellen geht.
Der Manuelle Modus, bei dem man sowohl Blende als
Verschlusszeit selber einstellt, ist sicher toll, wenn man Zeit hat, die
Einstellungen auszuprobieren, gegebenenfalls zu verändern und das Foto nochmal
zu machen. Auf einer Feier oder einer Hochzeit fehlt in der Regel allerdings
die Zeit dazu.
Die Zeitautomatik ist auch nicht ideal, da wir dann keine Kontrolle über die Verschlusszeit haben. Und gerade die muss kurz genug sein, um keine verschwommenen Bewegungen im Bild zu haben. Ein zu dunkles Bild kann man im RAW Format meist noch etwas aufhellen, leichtes Rauschen bekommt man auch noch in den Griff, ungewollte verschwommene Bewegungen sind allerdings nicht mehr zu reparieren. Deswegen halte ich die Blendenautomatik, bei der die Zeit festgelegt wird, für sinnvoll.
Welche Verschlusszeit und welche ISO dann genau gewählt werden, hängt natürlich von den Verhältnissen vor Ort ab. Sind die Bilder wirklich wichtig, wie zum Beispiel auf einer Hochzeit, sollte man sich die Location vorher mal ansehen und ein paar Probebilder machen. Wenn die Gäste eher locker rumstehen und sich unterhalten, kann man vielleicht schon mit 1/60 Sekunde belichten. Wenn getanzt wird, muss man die Verschlusszeit entsprechend verkürzen.
Man kann einem Bild ansehen, dass es mit einem hohen ISO Wert aufgenommen wurde. Deswegen ist es für die gesamte Reihe von Bildern schöner, wenn sie einheitlich mit ähnlichen ISO Werten aufgenommen werden. In den diversen Kameratests, die es online zu lesen gibt, kann man recht schnell herausfinden, mit welchen Maximalwerten die jeweilige Kamera umgehen kann. Und wenn die Bilder nicht gerade für ein Hochglanzmagazin bestimmt sind, ist ein bisschen Rauschen auch nicht wirklich schlimm.
Daran sollte man auch noch denken
Die Dateigrößen im RAW-Format sind relativ hoch, genügend
Speicherplatz mitnehmen.
Für die Konvertierung von RAW in JPEG benötigt man ein eigenes Programm, das muss allerdings nicht teuer sein, manchmal wird sogar vom Kamerahersteller eins mitgeliefert.
Die Schärfentiefe bei niedrigen Blendenzahlen ist sehr gering, gegebenenfalls etwas Abstand vom Objekt nehmen.
Vorsicht bei direktem Gegenlicht, das kann mit hohen ISO-Werten schnell alles überstrahlen.
Der Autofokus ist gerne mal überfordert, wenn es dunkel ist. Entweder auf kontrastreichen Stellen scharfstellen oder den manuellen Fokus benutzen.
Je kleiner das Bild später gedruckt oder gezeigt wird, desto weniger fällt das Rauschen auf.
Profis wissen eh wie es geht und Amateure dürfen Fehler machen.
Für die Konvertierung von RAW in JPEG benötigt man ein eigenes Programm, das muss allerdings nicht teuer sein, manchmal wird sogar vom Kamerahersteller eins mitgeliefert.
Die Schärfentiefe bei niedrigen Blendenzahlen ist sehr gering, gegebenenfalls etwas Abstand vom Objekt nehmen.
Vorsicht bei direktem Gegenlicht, das kann mit hohen ISO-Werten schnell alles überstrahlen.
Der Autofokus ist gerne mal überfordert, wenn es dunkel ist. Entweder auf kontrastreichen Stellen scharfstellen oder den manuellen Fokus benutzen.
Je kleiner das Bild später gedruckt oder gezeigt wird, desto weniger fällt das Rauschen auf.
Profis wissen eh wie es geht und Amateure dürfen Fehler machen.
Dann wünsche ich viel Spaß und Erfolg! Ich erweitere auch
sehr gern mein Wissen und bin für konstruktive Kritik immer offen, also her
damit. Ich hoffe in ein paar Tagen schöne Bilder auf einer Hochzeit machen zu
können, sollte das was werden, werde ich hier sicher einige hochladen.
Danke David. Das ist sehr hilfreich.
AntwortenLöschenGruss Corina